Die Geschichte: 20. Jahrhundert

Vielfach wurde im Vorfeld die Frage gestellt, was gehört eigentlich noch zu Keylaer? Dazu muß man zunächst feststellen, daß bereits aus alten Urkunden hervorgeht, daß Keylaer quasi immer “geteilt” war. Denn schon im Jahre 1381 wird im Urbar des Klosters Grafenthal von “Keyler in iudicio de Goch” und von “Keilar in iudicio de Gelre” gesprochen.

Dies zeigt sich heute noch darin, daß es zum einen Weeze-Keylaer und zum anderen Kevelaer-Keylaer gibt. Der größere Teil der Fläche und die meisten Häuser gehören jedoch zu Kevelaer. Von kirchlicher Seite wird Weeze-Keylaer ebenfalls von Kevelaer aus betreut.

Da Keylaer eine Bauernschaft ist und nie eine selbständige Gemeinde war, sind die Grenzen nicht genau definiert. Anhalt für die Ausdehnung von Keylaer kann uns die 1898 eingeführte Hausnumerierung geben. Bis dahin waren in Kevelaer alle Häuser fortlaufend numeriert. Die Hausnummern für Keylaer lagen im Bereich zwischen 303 und 337, wobei viele Hausnummern doppelt und auch mehrfach vergeben waren. Weeze-Keylaer gehörte zu dieser Zeit zur Gemeinde Wissen. Auch dort waren bis Ende des vorigen Jahrhunderts die Häuser fortlaufend numeriert.

Für Kevelaer-Keylaer liegen uns aus dem Kevelaerer Stadtarchiv Listen der zu jener Zeit alle 5 Jahre durchgeführten Volkszählungen vor. Mit Hilfe dieser Listen von 1900, 1905 und 1910 war es möglich, die Hausnummern von Keylaer, die zu jener Zeit von 1 bis 91 gingen, den entsprechenden Häusern zuzuordnen. 1994 sind von diesen Hausnummern nur noch 25 erhalten. Für alle anderen Häuser wurde mit der Zeit eine neue Numerierung mit Hilfe von Straßennamen eingeführt. Dies gilt für die Wember Str., die Brunnenstr., die Windmühlenstr. und die Weezer Str. Diese Straßennamen wurden zwischen 1900 und 1905 eingeführt. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Straßenbezeichnung Alte Weezer Str. eingeführt. Mitte der 70er Jahre wurden die Straßenbezeichnungen “Tonenstr.”, “Eckstr.”, “van Geystern Str.” und “Heideweg” eingeführt. Wobei interessant ist, daß man bei den ersten drei der genannten Straßen für die Benennung auf in alten Flurkarten von 1802 bereits verwendete Wegebezeichnungen zurückgegriffen hat. Der Heideweg führte früher in Flurkarten die Bezeichnung Scheutruthenweg, was wohl auf die dort befindliche “Schöttruj” der Sankt Hubertusgilde zurückzuführen ist. Eine alte Wegebezeichnung wurde auch in dem Neubaugebiet am alten Wasserwerk verwendet, nämlich der Bertroisweg, der von der Wember Str. aus entlang der Pappelreihe in einem Bogen auf die Wasserstraße zuführte.

Die Zuordnung der Häuser zu den Hausnummern konnte für die Brunnenstr., die Weezer Str. und die Alte Weezer Str. nicht in jedem Fall eindeutig erfolgen. Dies liegt daran, daß bei den Volkszählungen von den Zählern die Hausnummern wohl nicht in jedem Fall richtig eingetragen wurden. Z. B. wurden auf der Brunnenstr. bei den Volkszählungen 1905 und 1910 für die gleichen Haushalte unterschiedliche Hausnummern verwendet. Dies läßt darauf schließen, daß die Hausnumierungen im Laufe der Zeit, wenn Häuser hinzugekommen waren, auch mal neu geordnet wurden. Gleiches gilt auch für die Weezer Str. und die Alte Weezer Straße. Die in der nachfolgenden Liste verwendeten neuen Hausnummern für die fraglichen Straßen entsprechen dem Stand von 1905.

Die Zuordnung der Häuser zu ihrer Lage erfolgt mit Hilfe eines Ausschnittes aus einer topographischen Karte (Maßstab 1:25000) aus dem Jahre 1894. Diese Karte ist weiter unten abgebildet. In dieser Karte sind noch nicht alle 1900 vorhandenen Häuser aufgeführt, dies gilt insbesondere für die Straßen, die heute im Stadtgebiet von Kevelaer liegen. Die Karte ist an den entsprechenden Stellen ergänzt worden.

Die Hausnummern sind in der Karte den entsprechenden Häusern zugeordnet. Für die Kevelaerer Hausnummern wurden dabei arabische Zahlen und für die Weezer Hausnummern wurden römische Zahlen verwendet.

Beachtenswert sind die Fälle, wo sich die Lage einzelner Häuser oder Höfe gravierend verändert hat. Dies gilt z. B. für den Heideweg bei der Hausnummer Keylaer 50, für das Haus Keylaer 63 und in der Ecke beim Moosenhof für das Haus Keylaer 74 sowie für Weeze-Keylaer, wo über die Hälfte der um die Jahrhundertwende dort stehenden Häuser inzwischen abgerissen worden oder durch Kriegseinwirkung verlorengegangen sind.

Insgesamt wohnten am 1. Dezember 1900 auf Keylaer 597 Menschen. Davon 294 männliche und 303 weibliche Personen.