Die Geschichte: 12. Jhd. bis 15. Jhd.

Für unsere Gegend waren die Grundherren ortsansässige Adlige, wie die Grafen von Wissen und die geldrischen Grafen (1079-1339) und später die Herzöge von Geldern sowie in bezug zu Keylaer die unweiten Klöster Fürstenberg bei Xanten und später auch Grafenthal bei Asperden. [10] Wir gehörten zum Archidiakonat Xanten, welches zum Erzbistum Köln zählte. [11] Unter den Urkunden des Erzbischofs, Arnold I., befindet sich auch die Urkunde aus dem Jahre 1144, auf die wir uns mit unserem diesjährigen Jubiläum im Jahre 1994 berufen.

Die Urkunde ist u. a. beschrieben in dem Buch: Rheinisch-Westphälischer diplomatischer Codex oder Urkunden-Sammlung zur Geschichte der Erzdiözese Köln und des dazu gehörigen Rhein- und Westphalen-Landes. Hg. von A.J. Binterim und J.H. Mooren, Teil 1 (Mainz 1830), Seite 121-127, Nr. 38, hier spez. Seite 125. Auch zitiert als: A.J. Binterim, J.H. Mooren (Hg.), Die alte und neue Geschichte der Erzdiözese Köln, Bd. II (Mainz 1930), mit Erwähnung von Keylaer auf Seite 125. Dr. Robert Plötz gibt den Urkundeninhalt wie folgt wieder:

Kölner Erzbischof Arnold I.

“Der Kölner Erzbischof Arnold I. (1137-1151) gibt eine Zusammenfassung der Stiftungen und Schenkungen zu Gunsten des Klosters Fürstenberg bei Xanten (“monasterium beate marie in monte Iuxta xanctum”). Die Urkunde gibt den Rechtsinhalt einer Urkunde von 1119 wieder, mit der bestätigt wird, daß auf dem Lehensgut auf dem “Vurstenberg”, welches der erzbischöfliche Ministerial Heinrich von Thornice auf den Rat Norberts, damals Kanonikus zu Xanten, ein Kloster zu Ehren der Muttergottes gegründet wurde, das der Abtei Siegburg unterstand. Unter den Schenkungen an dieses Kloster werden auch Abgaben aus dem Grundbesitz des “fridericus de butberge” angeführt, der bei Keylaer gelegen war: “Apud Keilar fridericus dimidium mansum soluentem III. solidos dauendrenses, et duo maldaria auene”. In sinngemäßer Übersetzung: “Von einer halben Hufe bei Keylaer (stiftet) Friedrich aus Zinserträgen drei Schillinge Deventer Prägung und zwei Malter Hafer.” Die Urkunde von 1119 gilt als Fälschung, die “generalis conscriptio” von 1144 wird als echt betrachtet.”

In der Urkunde werden u. a. erwähnt Norbert von Xanten (Gründer des Ordens der Prämonstratenser und späterer Erzbischof von Magdeburg), der 1582 von Papst Gregor XIII. heilig gesprochen wurde und Friedrich von Boedberg.
Friedrich von Boedberg stammte aus einer alten geldrischen Adelsfamilie, die im Herzogtum Geldern wichtige Führungspositionen einnahm. Im geldrischen Raum besaß die Familie u. a. Haus Wankum und Haus Geisberg bei Kapellen, zeitweilig auch Haus Issum sowie das Haus Ingenray (Pont). Sie wird außerdem bereits mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Schloß Haag (1331) in Verbindung gebracht. 1431 wurde der Familie das Erbmarschallamt des Herzogtums Geldern übertragen. Als der letzte von Boedberg 1613 kinderlos starb, ging das Amt 1618 an die Familie Hoensbroech über, an die Schloß Haag durch Heirat gefallen war. [12]

Bei dem in der Urkunde erwähnten Begriff “Hufe” oder Hofstelle handelt es sich um eine alte deutsche Maßeinheit für bäuerlichen Grundbesitz von einer Größe, daß sie von einer Familie bewirtschaftet werden und diese sich von ihrem Ertrag ernähren konnte. Je nach Bodengüte entsprach eine Hufe 30 bis 60 Morgen. Auch Halb-, Drittel- und Viertelhufen waren üblich. [13]

Der Solidus war eigentlich eine alte römische Goldmünze. Aus dieser Bezeichnung entwickelte sich über das Germanische der Begriff Schilling. Seit dem Übergang zur Silberwährung unter den Karolingern wurde der Schilling nur noch als Rechnungsmünze gebraucht. Der Begriff “Malter” ist die alte Bezeichnung für das Getreidehohlmaß (mit regional unterschiedlichem Volumen, das circa 1¼ Doppelzentner entspricht). [14]

Bereits 1302 wird Keylaer wieder urkundlich erwähnt (Scholten 1984, S. 149-151). Das Kloster Grafenthal erwirbt in Keylaer drei größere Höfe. Den ersten erwirbt es 1302 von Johann van Kaylaer, einem Erben von Wilhelm van Kaylaer unter Zustimmung seiner Witwe Mabilia Hagedorn. Der Hof war abgabepflichtig an die Kapelle zu Keylaer, womit hiermit gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung der Hubertuskapelle vorliegt. Aus der Urkunde geht aber nicht das Hubertus-Patrozinium der Kapelle hervor. Zu der Besitzung gehörten die Hofstätte, ein Baumgarten und 62 Morgen Ackerland. Den zweiten Hof erwarb Grafenthal durch Tausch mit dem Ritter van Straten (Wissen). Dieser Hof war zehntpflichtig an das Stift in Xanten. Außerdem besaß die Abtei im Jahre 1381 noch einen dritten Hof in Keylaer, der abgabepflichtig an das Kapitel in Xanten war. Bei der Kapelle von Keylaer war Grafenthal an 4½ Morgen Land mit einem Haideschlag, die Rol genannt, behandigt. Obwohl das Kloster im Jahre 1802 von den Franzosen aufgelöst wurde, ist sein Einfluß und Grundbesitz auch heute noch teilweise erhalten. Der letzte Rendant des Klosters, der spätere Pfarrer von Kessel und Verwalter des von den Franzosen übrig gelassenen Stiftsvermögens, Franz Christoph Horstermanns, ließ dieses Vermögen in eine Stiftung einfließen, die auch heute noch große Flächen auf dem Keylaerer Gebiet besitzt (Horstermannsche Stiftung).

Von historischer Bedeutung für Keylaer und Kevelaer war die Abpfarrung von der Weezer Pfarre Sankt Cyriakus aufgrund der mangelnden Seelsorge seitens des Weezer Pfarrers – bedingt durch die damalige Unwegsamkeit und Gefährlichkeit der Straßen – vollzogen am 23. Juni 1472 mit Einwilligung des Erzbischofs von Köln, des zuständigen Patronatsherrn, dem Herzog von Kleve durch den Kanoniker Johann ten Have im Beisein des Xantener Notars Johannes van Tygelen. Warum gerade die Antoniuskapelle und nicht die Hubertuskapelle zur Pfarrkirche erhoben wurde, hat schon viele Diskussionen ausgelöst. Mutmaßlich lag die Keylaerer Kapelle zu nahe bei der Mutterkirche Weeze. [15] Als Geschenk übergab man der neuen Pfarrkirche die Glocke der Hubertuskapelle aus dem Jahre 1432. Dies ist ein Indiz dafür, daß bereits im Jahre 1432 die Hubertuskapelle in ihrer heutigen Form bestand. Die Hubertuskapelle erhielt bereits im Jahre 1477 eine neue Glocke mit der Inschrift “Sanctus Hubertus Anno Domini 1477”. [16] 1559 fallen Kevelaer und Keylaer an das Bistum Roermond. [17]